Nun stehen wir am einzigen Grenzübergang zwischen Laos und Kambodscha. Laut den Informationen, die im Internet verfügbar sind, benötigt man inzwischen eine Genehmigung für ausländische Fahrzeuge, die nur in Phnom Penh beantragt werden kann. Wir wissen jedoch, dass bis vor wenigen Wochen noch einzelne Fahrzeug-Reisende mit ihrem Carnet de Passage ins Land gekommen sind. Wir sind also gespannt, was uns erwartet.
Die Laoten sind äußerst freundlich und schicken uns direkt auf die kambodschanische Seite. Dort sollen wir erst einmal nachfragen, ob wir mit den Fahrzeugen einreisen dürfen. Die gesamte Problematik scheint also schon auf der laotischen Seite bekannt zu sein. Wir fahren auf die andere Seite der Grenze und werden sofort von zwei vermeintlichen Zollbeamten in Empfang genommen. Eine Uniform trägt keiner von ihnen, daher ist die ganze Situation etwas schwierig einzuschätzen.
Einer von den Beiden erklärt uns in sehr gutem Englisch, dass die Regeln sich geändert haben und wir zuerst ohne Fahrzeug in Phnom Penh eine Genehmigung besorgen müssen. Alternativ würden sie uns einen "Service" anbieten... Für die Erläuterungen ihrer Serviceleistung müssen wir dann allerdings das Büro verlassen. Die offiziellen Informationen haben wir ja bereits erhalten. Wie sich später herausstellen wird, ist der "Schweigende" tatsächlich ein Zollbeamter und verschwindet zügig. Derjenige mit den guten Englischkenntnissen folgt uns noch bis ins Niemandsland. Er möchte uns anbieten, die Papiere für uns in Phnom Penh zu besorgen, dann könnten wir in der Zeit noch ein wenig Laos genießen. Dafür versucht er herauszufinden, wie lange das ganze dauern würde und nennt uns 200$ pro Fahrzeug als Angebot. Das ist für Kambodscha viel zu viel, insbesondere da die Genehmigung umsonst beantragt werden kann. Wir lehnen dankend ab und fahren zurück nach Laos.
Unsere anfängliche Befürchtung, dass wir zuerst ohne Fahrzeug nach Phnom Penh müssen, bewahrheitet sich also. Da wir bereits Dienstag Abend haben und wir die Genehmigung vor dem Wochenende haben wollen, müssen wir einen möglichst schnellen Weg nach Phnom Penh finden. Wir haben noch die Telefonnummer von unserem Hotelier auf Don Khong und rufen ihn an. Er organisiert uns ein Taxi nach Phnom Penh für den nächsten Morgen um 6 Uhr. Doch wo lassen wir unsere Autos, damit wir nicht um ihre Sicherheit fürchten müssen? Thomas verhandelt mit den laotischen Zollbeamten und sie willigen ein, dass wir unsere Fahrzeuge bei ihnen vor den Wohngebäuden abstellen können. Diese liegen in Sichtweite der Grenze und geben uns ein gewisses Gefühl von Sicherheit.
Am nächsten Morgen - es ist Mittwoch - stehen wir zeitig auf und laufen zur Grenze. Der Beamte, der die kambodschanischen Visa ausstellt, erscheint ebenfalls nur in Shorts und T-Shirt gekleidet. Wo sind wir nur gelandet? Das Taxi wartet wie abgesprochen auf der Kambodschanischen Seite. Es bringt uns wie geplant noch bis am frühen Nachmittag in die Hauptstadt.
Nun beginnt der spannende Teil. Im Internet lassen sich bereits einige Berichte finden, wie der Prozess abläuft. Doch leider berichten sie nicht alle das Gleiche. Die meisten Reisenden berichten, dass man sich zuerst beim Tourismus Ministerium die Unterlagen holen muss, welche dann beim Zoll abgestempelt werden. Wir hatten jedoch persönlichen Kontakt zu zwei Reisenden, die vor vier Wochen mit ihrem Carnet de Passage direkt beim Zoll die nötigen Unterlagen bekommen haben. Wir wollen also unser Glück direkt beim Zoll versuchen und lassen uns dort absetzen. Die Beamten sind zwar sehr freundlich, aber sie verweisen uns dennoch zuerst zum Tourismus Ministerium. Thomas hatte einen besseren Riecher und hat sich sofort zum Tourismus Ministerium fahren lassen. Dieses ist zum Glück in Laufweite, sodass wir kurz nach Thomas dort aufschlagen. Der Mitarbeiter ist sehr bemüht und freundlich. Es wird uns mitgeteilt, dass die Bearbeitungszeit allerdings normalerweise sieben Tage dauert und wir daher die Dokumente am 22.12.2017 erhalten werden. Wir versuchen zu verhandeln. Das Argument, dass Weihnachten für uns ein sehr wichtiges Fest ist und unsere Familie zu Besuch kommt, scheint zu wirken und der Mitarbeiter verspricht uns sein Bestes zu geben. Bis spätestens Freitag Mittag benötigen wir die Papiere, ansonsten müssen wir noch übers Wochenende in Phnom Penh bleiben. Jetzt heißt es abwarten. Wir machen uns auf in die Stadt, gehen gute Essen und suchen uns ein Hotel für die nächsten Tage.
Am nächsten Tag statten wir den Herren beim Tourismus Ministerium wieder einen Besuch ab und treten ihnen auf die Füße. Wir merken, dass es aufgrund unseres Besuchs plötzlich ein bißchen voran geht und es scheinen "nur noch" ein paare Unterschriften zu fehlen . Da wir am Freitag Mittag immer noch nichts gehört haben, gehen wir nach der Mittagspause wieder beim Tourismus Ministerium vorbei. Leider ist noch nichts voran gegangen. Wir machen es uns im Büro bequem und den Beamten klar, dass wir hier warten wollen. Einer der Vorgesetzten ist "plötzlich" doch verfügbar und unterschreibt die Papiere. Eine weitere Überraschung kurz vorher: Chris betritt das Büro. Wir kennen ihn und seine Frau Anja schon aus Deutschland von einer Messe und treffen sie jetzt durch Zufall auf der anderen Seite der Welt wieder. Leider ist jetzt aber keine Zeit mehr zum quatschen, wir müssen zum Zoll. Wir verabreden uns noch schnell zum Abendessen. Der Zollbeamte ist sehr freundlich und spricht recht gutes Deutsch. Er verspricht uns die Stempel bis um 17:30 Uhr zu besorgen. Wir können unser Glück kaum fassen, als wir die gestempelten Papiere tatsächlich am Abend, vor dem Wochenende, in den Händen halten. Der Plan ist aufgegangen und wir können morgen endlich zurück zur Grenze, um den Landy ins Land zu holen. Wir stoßen mit Chris und Anja darauf an und berichten uns gegenseitig von den Erlebnissen der letzten Monate. Die Welt der Reisenden ist halt doch nur ein Dorf...
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