Über Bishkek zum Song Kul

 

 

Aus Osh geht es für uns wieder einmal zurück nach München. Kirgisistan ist dafür perfekt geeignet. Das Fahrzeug darf ohne Probleme ohne den Halter im Land bleiben und wir brauchen kein Visum für die Einreise. So können wir unbesorgt Kirgisistan verlassen. Im Gegensatz zum Überraschungsbesuch zur standesamtlichen Trauung von Charlottes Schwester, war dieser Flug lange geplant. Wir wollten zur kirchlichen Trauung in München sein und auch in Frederiks Heimat gab es eine Hochzeit zu feiern. So haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Zurück in Osh, erledigen wir noch schnell den fälligen Ölwechsel und machen uns auf den Weg in die Hauptstadt Kirgisistans – Bishkek. 

Auf dem Weg machen wir einen Abstecher nach Arslanbob, das inmitten weitläufiger Walnuss Wälder liegt. In einem der Waldstücke an einem kleinen See möchten wir übernachten. Die Einheimischen, die hier die Nüsse sammeln, scheinen nichts dagegen zu haben. Am nächsten Morgen werden wir allerdings unfreundlich von einem Förster geweckt, dem unsere Anwesenheit überhaupt nicht gefällt. Er fordert uns auf das Waldstück zu verlassen. Auf dem Weg zu einem Frühstücksplatz, stocken wir im nächsten Dorf auf dem Markt noch schnell unsere Vorräte auf. Bishkek ist immer noch zwei entspannte Tagesetappen entfernt und so übernachten wir zwischendurch am Nurek Stausee auf dem ersten „Campingplatz“ seit langem.

Raphael und Celine haben den Westen des Landes erkundet, während wir auf Heimaturlaub waren. Sie sind bereits in Bishkek und kümmern sich um anstehende Reparaturen am Fahrzeug. Wir treffen uns im Hinterhof des Guesthouse „Nomad´s Home“ wieder. Am nächsten Tag erkunden wir Bishkek, spazieren durch die grün bewachsenen Straßen und gehen gut Essen. Dabei fällt uns das erste Mal so richtig der große Anteil russisch-stämmiger Bürger in Kirgisistan auf, der auf Zwangsumsiedlungen im 19. und 20. Jahrhundert beruht.

Wir füllen in einem großen Supermarkt mit europäischem Standard die Vorräte auf und verlassen Bishkek. Es ist bereits wieder Mittag und das Tagesziel nur etwa 80 Kilometer entfernt. Wir besuchen den Burana Turm, der bereits im 10.-12. Jahrhundert errichtet wurde und zu den ältesten seiner Art im Zentralasien gehört. Zwei Straßenhunde leisten uns Gesellschaft und stehen über Nacht Wache. Hier treffen wir erneut auf einen der roten LKWs von Rotel Tours. Erstaunt sehen wir, dass die mitfahrenden Touristen eher gesetzteren Alters sind. Wir dachten, dass mangels Komfort eher jüngere Reisende diese Art der Fernreise nutzen.

Nach einer unruhigen Nacht – junge Einheimische feiern lautstark auf dem Parkplatz vor dem Burana Turm – nehmen wir uns den Kongorchok Canyon als nächstes Ziel vor. Dort treffen wir noch auf einen orangen VW Bus aus Zürich. Wir genießen die Wanderung durch die Schlucht zu den rot-braunen Felsformationen. Kirgisistans vielfältige Natur zeigt sich uns hier wieder einmal von einer völlig anderen Seite und wir fühlen uns im Kongorchok Canyon ein bisschen, wie im großen Bruder in den USA. Die Schweizer sind bereits weitergereist und wir verbringen eine ruhige Nacht am Einstieg zur Schlucht.

Das nächste Ziel steht bei fast allen Touristen auf dem Programm: es geht zum Song Kul. Der riesige See liegt in einer Hochebene auf 3016 Metern und bietet unendliche Möglichkeiten, um einen schönen Stellplatz zu finden. Wir fahren an der großen touristischen Jurten-Siedlung gleich am Anfang des Sees vorbei und stellen uns mit tollem Weitblick auf eine Anhöhe. Der Sonnenuntergang zaubert wieder einmal grandiose Farben an den Himmel und leitet in eine kalte Nacht über. Die Saison ist kurz und die Einheimischen leben hier oben nur etwa 3-4 Monate in ihren Jurten. Charlotte und Celine setzen sich am nächsten Tag mit ihrem Wunsch durch, endlich wieder einen Tag auf dem Pferd zu verbringen. Fast bei jeder Jurte kann man für kleines Geld Pferde mieten und so reiten wir zu dritt in eines der Seitentäler. Nach ca. 2 Stunden drehen wir um. Frederiks Hintern tut weh und Charlotte und Celine wollen ihn bei seinem ersten Reitversuch nicht weiter quälen. Nachdem wir die Pferde wieder ihren Eigentümern zurückgebracht haben, verlassen wir die Hochebene über eine lange Schotterpiste.

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