Von Dilijan aus wollen wir weiter zum Sewan See. Die Straßen sind ruppig und das Wetter leider nur mäßig. Die Berge, um den auf 1900 Metern liegenden See, sind wolkenbehangen. So richtig gut gefällt es uns hier nicht und es ist auch erst Mittag - wir werden doch wohl noch etwas besseres finden. Wir fahren weiter Richtung Jerewan und biegen zuerst nochmal in den Westen ab. Dort liegen die beiden Klöster Saghmosavank und Hovhannavank. Wir lassen die Drohne fliegen und ein in Los Angeles lebender Armenier wird auf uns aufmerksam. Wir kommen ins Gespräch und werden kurzerhand zum Essen eingeladen. Er wollte gerade gemeinsam mit einem Freund bei dem Bauern nebenan essen. Es gibt natürlich hausgemachte Spezialitäten: Rotwein, Käse, Brot, frische Kräuter und die typische Yoghurt Suppe. Das Ganze bei einem grandiosen Ausblick über den angrenzenden Canyon.
Wir genießen also das späte Mittagessen mit den Beiden und unterhalten uns gut über Armenien, die vielen Auswanderer und unsere Reise. Zum Abschied bekommen wir noch eine große Portion vom Brot und Käse mit auf den Weg. Obwohl wir die Gastfreundschaft der Menschen inzwischen schon seit einigen Wochen genießen, sind wir immer noch erstaunt. Wer von uns daheim würde völlig fremde Menschen so herzlich aufnehmen?
So langsam wird es Zeit, dass wir uns einen Stellplatz für die Nacht suchen. Im Osten von Jerewan betreiben Sandra und Marty aus den Niederlanden das 3Gs B&B mit Camping Platz. Die außergewöhnlich vielen positiven Einträge in der iOverlander App leiten auch uns zu ihrem Platz. Auf dem Tor steht sinngemäß geschrieben: Klingel und sei überrascht, wenn das Tor sich öffnet. Und das sind wir in der Tat! Als Sandra uns das Tor aufmacht und unser Blick über das tolle Grundstück mit Pool und Blick über die Schlucht in die Berge gleitet, sind wir begeistert. Aber dafür bleibt eigentlich gar keine Zeit, denn das Abendessen steht schon auf dem Tisch und alle Anderen warten bereits. Wir dürfen den Landy nur kurz abstellen und müssen sofort mitkommen. Die Angestellten laden einmal im Jahr zu einem großen BBQ ein. Wir sitzen mit 15 Leuten aus verschiedenen Ländern zusammen und genießen die nächste Einladung!
Auf dem Parkplatz hatten wir bereits ein Motorrad mit Luzerner Kennzeichen gesehen. Josh fährt eine ähnliche Route wie wir, möchte aber von der Mongolei aus über Russland zurück in die Schweiz. Wir beschließen hier ein paar ruhige Tage zu verbringen. Den ersten Tag genießen wir gemeinsam mit Josh und tauschen uns den gesamten Tag über unsere Reisen aus. Das Wetter ist nicht optimal und so sind wir froh, dass wir aufgrund des guten Holzofens im Warmen sitzen dürfen. Das Wetter wird besser und wir fahren am zweiten Tag nach Jerewan. Wir drehen eine Runde durch die Stadt, aber sind nicht so wirklich begeistert. In Tiflis waren wir von den schönen alten Gebäuden und der dortigen Stimmung im Allgemeinen mehr angetan.
Neben Josh haben wir noch einige weitere Overlander getroffen, die mit Geländewagen oder auch Fahrrädern unterwegs sind. Sandra und Marty haben es also geschafft zu einer jungen Institution für uns Overlander zu werden und das zu Recht. Der Standard ist so hoch, dass sich ihr Platz auch in Europa sehen lassen könnte. Es fällt schwer wieder aufzubrechen, aber nach einer weiteren Nacht auf dem Camping Platz verabschieden wir uns bei Sandra (Marty war leider geschäftlich unterwegs).
Für uns geht es weiter in den Süden. Einige Reisende, die schon hier waren, haben uns vom Süden Armeniens vorgeschwärmt. Bevor wir aber in die Berge fahren, mach wir erst noch einen Abstecher zum Kloster Khor Virap an der Grenze zur Türkei. Das Kloster liegt erhoben auf einem Felsmassiv in der Ebene vor dem Ararat. Die Grenze zur Türkei versperrt jedoch den eigentlich kurzen Weg zum Ararat. Wie viele andere Reisende, stellen wir uns unterhalb des Klosters vor den Grenzzaun. Der Blick auf den gesamten Berg bleibt uns jedoch wegen der vielen Wolken verwehrt.
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