Was machen wir daheim am liebsten, wenn die Sonne lacht? Natürlich ab in die Berge und dort wandern, biken oder einfach nur die Natur genießen. Die Wettervorhersage für Mestia in den georgischen Bergen war sehr vielversprechend und so sind wir nach der Besichtigung von Kutaisis Klöstern im Regen in die Berge aufgebrochen. Mal wieder ist die Stellplatzsuche schwieriger als gedacht und wir stellen uns schlussendlich im Nebel auf den Parkplatz an einem Staudamm. Das Wetter ist noch sehr bescheiden und der heftige Wind weckt uns regelmäßig. Morgens ist zumindest die Sicht besser und wir bemerken, dass wir doch mehr Häuser um uns haben, als gedacht. Wir brechen zeitig und ohne Frühstück auf und unterwegs lacht uns schon die Sonne an. Die Straße folgt zuerst dem Staudamm und danach einem Fluss durchs Tal. Es geht langsam aber stetig immer höher in die Berge bis Mestia auf 1500m Höhe in Sichtweite kommt. Mestia ist ein ruhiger Bergort, ihn mit Davos zu vergleichen, wäre doch etwas vermessen. Dennoch ist er für hiesige Verhältnisse ein Bergort der sich inzwischen auf den Tourismus eingestellt und ein gutes Freizeitangebot zu bieten hat. Das größte Skigebiet des Kaukasus ist in der Planung und wandern kann man schon jetzt sehr gut.
Wir folgen zuerst der Empfehlung des Reiseführers und gehen im Cafe Leila zu Mittag essen. Vermutlich die beste Location und im Sommer mit großer Terrasse noch beliebter als jetzt schon. Gut gestärkt finden wir kurz darauf Platz für unseren Landy und eine heiße Dusche. Bevor wir diese genießen, wollen wir aber zuerst nochmal los: Wir laufen in 3 Stunden zum Chalaadi Gletscher und zurück. Ein Auto bietet einfach die Flexibilität auch schnell nochmal ein Stück aus dem Ort zu fahren, ohne gleich ein Taxi bezahlen zu müssen...
Noch in Kutaisi haben wir zwei Deutsche getroffen, die mit einem LKW unterwegs sind. Sie hatten uns vor dem Weg nach Ushguli gewarnt, da er sehr schmal und nah am Abgrund entlang führt. Mit unserem Wagen sei es aber sicher gut machbar... Die Einheimischen in Mestia sagen nur, dass es man eben Allradantrieb benötigt. Also machen wir uns früh am Morgen auf den Weg, tanken nochmal nach und auf geht´s ins Abenteuer. Nach einigen Kilometern endet endlich der Asphalt! Die Strecke bietet grandiose Ausblicke und führt nach einem kleinen Pass durch die Enguri-Schlucht auf Ushguli zu. Die Regenfälle der letzten Tage haben noch einiges an Wasser auf der Strecke hinterlassen. Sie ist aber mit dem Land Rover und vermutlich auch mit einem LKW problemlos zu fahren. Alleine an schmalen Stellen könnte es bei Gegenverkehr etwas Geduld benötigen. Wir haben jedenfalls einen riesen Spaß und genießen ein spätes Frühstück im Sonnenschein an der Piste. Die anderen vorbei fahrenden Touristen verteilen sich noch sehr gut in Ushguli und so freuen wir uns darüber, auch diese Dörfer ohne größere Touristengruppen besuchen zu dürfen. Der Schnee ist in den Dörfern noch allgegenwärtig – genauso wie die Kühe, Schweine, Ziegen und Schafe, die sich alle Gassen mit den Bewohnern teilen.
Uschguli besteht aus vier kleinen Dörfern, die dicht hintereinander am Ende der Enguri-Schlucht liegen. Sie liegen in 2100-2200 Metern Höhe und sind damit der höchste dauerhaft besiedelte Ort Europas. Die abgeschiedene Lage hat dazu geführt, dass in der Gegend (Ober-Swanetien) noch heute eine eigene Sprache gesprochen wird. Die Dorfgemeinschaft gehört seit 1996 zum Weltkulturerbe. Der Blick hinauf zur Kirche und weiter zum Schchara, dem mit 5200 Metern höchsten Berg Georgiens, ist beindruckend. Dem südlich gelegen Schchara Gletscher entspringt der Enguri, der an Uschguli vorbei durch die Enguri-Schlucht fließt.
Für uns geht es am Nachmittag zurück nach Mestia. (Die Piste von Uschguli weiter Lentechi und von dort zurück nach Kutaisi wird erst gegen Mitte Mai geöffnet. Diese Piste soll fahrtechnisch anspruchsvoll sein und wäre sicherlich eine spannende Route für den nächsten Besuch.) Für die knapp 45 km zwischen Mestia und Uschguli benötigen wir jeweils ca. 2,5 Stunden.
Das schöne Wetter soll noch einen Tag anhalten und so entschließen wir uns einen Tag länger in Mestia zu bleiben. Wir genießen die Sonne im schönen Garten unserer Gastgeber, machen einen kleinen „Hausputz“ im Landy und gehen endlich wieder eine Runde joggen. Natürlich darf auch ein Abschlussbesuch im Cafe Leila nicht fehlen. Am nächsten Morgen kippt das Wetter wie erwartet und wir verlassen Mestia mit den ersten Tropfen des kommenden Regens... Wir sind gespannt, wie sich die Gegend entwickeln wird und kommen gerne wieder!
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