Wir verlassen Konya und fahren wieder einmal ostwärts. Uns erwartet die ersten Karawanserei der Reise in Sultanhani. Diese wurde 1229 gegründet und wuchs wegen ihrer guten Lage an der Seidenstraße und dem seldschukischen Karavanenweg zu einer der größten ihrer Art in Kleinasien. Wir sind wieder einmal alleine und die umliegenden Restaurants und Souvenir Läden scheinen sich auf die Saison vorzubereiten. Der Pförtner kehrt entlang der Außenmauer die Straße und läuft erst zum Eingang als er uns dort stehen sieht. Das Gebäude ist heute noch hervorragend erhalten und lässt sehr gut erahnen, wie das Leben in diesen ersten "Raststationen" abgelaufen ist.
Noch lässt die Landschaft nicht erahnen, wie es in Kappadokien aussehen soll. Aber die Berge sind natürlich weiter allgegenwärtig...
Wir fahren also weiter zum Ilhara Tal, das schon zu Kappadokien gehört und einen schön angelegten Wander Trail hat. Das Örtchen Belisirma liegt ziemlich genau auf halber Strecke zwischen den Endpunkten des Trails und bietet zwei kleine Restaurants an denen man gut über Nacht stehen bleiben kann. Wir genießen den Spaziergang am späten Nachmittag und sehen die ersten in den Fels geschlagenen Kirchen.
Die Anzahl der am Wegesrand liegenden Touristenattraktionen nimmt stark zu. Wir sind schließlich in Kappadokien - eine der wichtigsten Stationen unserer Reise in der Türkei. Neben den bekannten Felsformationen, die vermutlich die meisten hiermit verbinden, werden 50 unterirdische Städte in dieser Region vermutet. Bisher sind 36 entdeckt worden und Derinkuyu ist neben Kaymakli die Bekannteste. Bis zu 10.000 Menschen lebten hier zeitweise. Warum, weiß niemand so ganz genau. Vermutlich haben Christen zwischen dem 6. und 10. Jhd. die Städte zum Schutz errichtet. Wir erinnern uns an Uran in Troja: Dream or Reality?
Am Parkplatz vor dem Eingang treffen wir Yusuf. Er betreibt dort einen Souvenirladen und bekocht die Touristen gemeinsam mit seiner Frau. Ein typisches Familiengeschäft eben. Die Besonderheit: Yusuf hat in Wolfratshausen seine Ausbildung gemacht und war vor 30 Jahren eigentlich nur zum Militärdienst zurück in die Heimat gezogen. Der Rest seiner Familie lebt heute noch quasi bei uns in München um die Ecke. Wir genießen das gute Essen und unterhalten uns mit ihm über Gott und die Welt. Ein Abschiedsfoto gibt es natürlich, das wir ihm als Postkarte zusenden sollen.
Für uns geht es weiter - endlich nach Göreme. Die bekannten Felsformationen werden immer sichtbarer und wir freuen uns, als würden wir das Ziel unserer Reise erreichen. Göreme liegt rechts unter uns und wir halten an, noch bevor wir überhaupt die Stadtgrenze erreichen. Was für ein grandioser Anblick, denken wir und so wird es uns noch einige Male in den nächsten Tagen gehen. Eines unserer Hochzeitsgeschenke war die Übernachtung in einem der vielen Höhlen-Hotels. Wir folgen den vielen guten Bewertungen und buchen das Terra Cave Hotel. Unsere Erwartungen wurden auch hier keinesfalls enttäuscht. Nachdem wir eingecheckt haben, erkunden wir die Stadt. Uns fällt neben den vielen einheimischen Land Rover Defendern einer mit zypriotischem Kennzeichen auf. Charlottes Kommentar dazu: "Das können keine Overlander sein. Die haben ja nichtmal etwas auf dem Dachgepäckträger." Im gleichen Moment steigen Dave und Angela in den Wagen ein. Frederik hält sie an und wir kommen ins Gespräch. Die beiden reisen als Polaris-Overland durch Europa. Dass kein Gepäck auf dem Dach ist, liegt daran, dass sie mit einem umgebauten Sankey Trailer (Anhänger vom Militär) unterwegs sind. Dieser bietet mehr als genug Stauraum. Bevor es zu einem hervorragenden Abendessen geht, genießen wir noch den Sonnenuntergang über Göreme.
Obwohl die Ballonflüge für den erste Morgen wetterbedingt abgesagt werden, können wir bei tollem Wetter auf der Dachterrasse Frühstücken. Reisen kann manchmal ja so hart sein... Über Instagram kommen wir wieder in Kontakt mit Dave und Angela und verabreden uns zum Abendessen. Bei gutem Essen unterhalten wir uns über das Reisen, Göreme und die Türkei im Allgemeinen. Für die beiden ist Göreme die erste Station, da sie aus Zypern gleich hierher angereist sind. Wir haben also schon einige weitere Stationen der beiden hinter uns und berichten fleißig. Außerdem ist Frederik natürlich froh endlich mal wieder mit einem Land Rover Enthusiasten fachsimpeln zu können.
Der Ballonflug am zweiten Morgen wird wieder wetterbedingt abgesagt und so entschließen wir uns noch eine Nacht länger zu bleiben. Das Hotel verlassen wir dennoch und drehen eine Runde durch das Hinterland. Wir kaufen köstliche getrocknete Früchte und Nüsse ein und fahren zu Kaya Camping, wo David und Angela ihr Lager aufgeschlagen haben. Die beiden sind noch unterwegs um ein technisches Problem an ihrem Defender zu lösen. Was auch sonst? Wenn man das Reisen genießen wollte, würde man ja schließlich Toyota fahren ;-)
Den Abend genießen wir dennoch zusammen mit gutem Essen vom Grill und einem kleinen Feuer zum wärmen. Sobald die Sonne untergeht, ist es immer noch sehr frisch.
Laut letztem Anruf am Abend sehen die Wetterprognosen für den nächsten Morgen gut aus und die Ballonflüge sollen endlich stattfinden.
Wir stehen um 4:30 Uhr auf und werden in die Stadt gebracht. Nach einer weiteren Stunde bangen Wartens gibt die Flugbehörde endlich ihr OK und es kann los gehen. Wir haben zusätzlich noch das Glück in einen kleinen Korb zu kommen und fliegen nur mit zwei weiteren Paaren. Ein Glücksgriff! Was folgt ist kaum zu beschreiben. Der Flug ist einfach nur der Wahnsinn. Wir haben bestes Wetter und unser Pilot Fatih nutzt seine hervorragenden Flugkenntnisse. Falls man es noch nicht erlebt hat: die Ballonfahrt über Kappadokien definitiv auf die Bucketlist setzen!!
Wir berichten anschließend beim Frühstück Dave und Angela über den Flug. Der neue Ladeluftkühler beschert den beiden schlussendlich zwei zusätzliche Tage in Kappadokien und sie werden ebenfalls noch ihre Ballonfahrt antreten. Vielen Dank an die beiden für die schönen Stunden. Wir werden ihre weitere Reise auf jeden Fall verfolgen.
Für uns geht es nach dem Frühstück in Richtung Schwarzmeerküste...
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